über die Grenze

Posts Tagged ‘Geopolitik

„Die Lage in Turkestan ist schlecht. England greift über Afghanistan an.“ Stalin 7. Juli 1918

„Anscheinend entwickelt sich die internationale Lage so, dass der Weg nach Paris und London über die Städte Afghanistans, Punjabs und Bengalen führt.“ Trotzkij 5 August 1919


In seiner Stalin-Biographie schreibt der russische Historiker Swjatoslaw Rybas über das doppelte Wesen des Roten Sterns in dessen Schein die ganze Geschichte der Sowjetunion verlaufen ist. So schreibt er über die Niederlage der Roten Armee im Sowjetisch-Polnischen Krieg 1920-21 folgendes:

„Die Entzweiung von gestellten Aufgaben spielte mit der Roten Armee ein bösartiges Spiel: national-staatliche Aufgaben verlangten rationale Entscheidungen, aber die Komintern presste die Armee mit romantischer Rücksichtlosigkeit vorwärts.“

Denkt man über den Sowjetisch-Afghanischen Krieg 1979-1989 nach , so könnte man sich auch fragen, ob man hier nicht mit dem gleichen Phänomen der sowjetischen Geschichte zu tun hat. Doch zuerst geht es um die Frage, die sich durch die Analyse des Films „Mission in Kabul“ gestellt hat – was haben Sowjetrussen 1919 in Kabul wirklich gemacht?

Die wesentlichen Aufgaben der ersten sowjetischen Mission in Kabul wurden von dem russischen Historiker Jurij Tichonow in seinem Buch „Stalins Krieg in Afghanistan: Der Kampf um Zentralasien“ präsentiert. Die Bedeutung von Afghanistan für das Sowjetrussland im Jahr 1919 wird im Kontext der Oktoberrevolution und des darauf folgenden Bürgerkrieges verstanden. Auf der einen Seite ging es um den Kampf gegen die Weiße Garde und auf der anderen Seite um die Weltrevolution. Ausgerechnet Afghanistan bot 1919 den Bolschewiki eine ausgezeichnete Gelegenheit, mit einem Schritt die beiden Aufgaben anzugehen. An der afghanischen Ostgrenze lag der “wunde Punkt“ des britischen Imperiums. Die Weitergabe der revolutionären Flamme an die Völker Indiens hätte das Britische Reich als einen wichtigen Unterstützer der Konterrevolution in Russland ausgeschaltet und Indien von der britischen Herrschaft befreit. Die ausgezeichnete Gelegenheit dazu bot der dritte Anglo-Afghanische Krieg.

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-Und der tote Iwan wird in der afghanischen Erde verrotten im Namen der hohen diplomatischen Kunst?
-Nein, im Namen des hohen Ziels!

Aus dem sowjetischen Spielfilm „Mission in Kabul“

Können russische bzw. sowjetische Filme über den Krieg in Afghanistan helfen, die heutigen Geschehnisse in diesem Land besser zu verstehen? Durchaus möglich. Vorausgesetzt, man findet einen adäquaten Bezug zu der Art des Kinofilms historische Ereignisse zu zeigen.

Der russische Filmregisseur Andrej Tarkowskij meinte zum Beispiel, dass das Wesen des Kinofilms das einer versiegelten Zeit sei. Der Film hält das Sein in der Zeit fest. Die Zeit kann mit Hilfe des Films aufbewahrt und angeschaut werden. Man könnte aber breiter fassen und behaupten, dass in einem Film auch der Zeitgeist mitgefangen und für die Zukunft aufbewahrt wird. Entsiegelt kann er in der Gegenwart gesehen werden. Er zeigt uns eine durch den Film fixierte Vergangenheit. Der Film wird zu einem Fenster einer Art Zeitmaschine.
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Junus-Bek Jewkurow ist wieder fit. Es ist sein erstes Interview nach dem Krankenhausaufenthalt infolge des Anschlages auf ihn. Das Interview wurde von Sergej Dorenko, dem Chefredakteur des Radiosenders Rusnovosti, gemacht. Jewkurovs Sicht auf die heutige Situation im Kaukasus ist die eines Menschen, der im inneren Kreise des Prozesses steht. Dieses Interview ist kein sauber gemachtes PR-Stück des Präsidenten von Inguschetien, sondern ein offenes Gespräch. Wer sich für die Lage im Nordkaukasus ernsthaft interessiert, wird durch die Aussagen von Jewkurow viel erfahren und verstehen. In dieser Übersetzung ist das Interview gekürzt. Man findet das Original auf der Internetseite http://www.rusnovosti.ru .

Darüber, wie es Jewkurow nach dem Anschlag geht und ob die Köpfe rollen werden.

Dorenko: Ich schlage Ihnen ein Spiel vor. Nehmen wir an, ich bin Ihr Stabschef. Wir gehen jetzt nach Inguschetien zurück. Wie sehen unsere nächsten Schritte aus? Müssen die Köpfe rollen?

Jewkurow: Also die Köpfe. Als erstes: Denjenigen, die es verdient haben, hat man innerhalb von 3-4 Wochen nach dem Anschlag die Köpfe abgerissen. Die Auftraggeber, die Anführer sind schwer zu fassen. Aber wir kriegen sie noch. Da wird es keine Verjährung geben. Und die Bande, die es gemacht hat, wurde bereits liquidiert.
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Als Michail Saakaschwili georgischer Präsident wurde, konnte man einige Zeit später intuitiv ahnen, dass das Unmögliche – ein russisch-georgischer Krieg – möglich wird. Es lag wohl an der Ähnlichkeit mit dem ersten tschetschenischen Präsidenten Dschohar Dudajew, an der Ähnlichkeit ihrer Rhetorik und Aktion – Aufrüstung und Vorbereitung zu einem Krieg, in Verbindung mit der flachen Idee, dass, wenn man die Russen los wird, man gleich wie im Westen leben würde, denn man ist ja was Besonderes. 

Zum Glück für die Georgier sind sie keine Tschetschenen und waren vor einem Jahr nicht bereit, im Namen der Idee der Eroberung verlorener Gebiete, einen kollektiven Selbstmord zu begehen. Auch die georgische Armee hatte alle Vorzüge der Demokratisierung und der Westenisierung gezeigt. Als klar wurde, dass die Russen ernsthaft kämpfen werden, löste sie sich beim Rückzug auf. Auf den totalen Krieg für den Führer hatte man keine Lust.
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Joseph Biden sei dank! Nach der Obama-Show in Moskau hat es wohl schlaflose Nächte in den Hauptstädten von „bunten Demokratien“ gegeben. Man hatte Briefe an den amerikanischen Präsidenten geschrieben, um ihn vor der russischen Gefahr zu warnen. Und man hat es wohl irgendwie geschafft. Nach seiner Visite in Kiew und Tiflis gab der amerikanische Vize ein Interview für das Wall Street Journal ( Biden Says Weakened Russia Will Bend to U.S.), das man zusammengefasst als – „Russland ist bald kaputt“ – bezeichnen könnte. Wer Zweifel hatte, kann jetzt wieder ruhig schlafen.

Russische Amerikaversteher geben eine schonungslose Interpretation von Bidens Aussagen. So z.B. schreibt Wladimir Milow, Präsident des Institutes für Energiepolitik, in seinem Kommentar:

„Moskau sollte sich über die neue „Message“ von Biden Gedanken machen. Die USA haben eine äußerst realistische Einschätzung über die Rolle Russlands im globalen Geschäft und sind nicht bereit, Zugeständnisse über die Grenze des Notwendigen zu machen. Wenn der Kreml nicht bereit ist, den Weg des Kompromisses zu gehen, dann ist ein Plan B für Russland möglich, in deren Rahmen es nur die Beziehungen auf dem Niveau des technisch-notwendigen Minimums geben soll und damit die Verdrängung Russlands an den Rand der Weltpolitik.“

Buka



Allerdings, wenn auch psychologisch nachvollziehbar, so hat man mit der Logik dieser Interpretation einige Probleme. Wird der „Plan B“ eigentlich nicht schon seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion realisiert? Wo ist da die Drohung?
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Herzlichen Glückwunsch – Nabucco! Nach sieben Jahren seit der Gründung des Konsortiums ist es jetzt gelungen ein Regierungsabkommen zu unterschreiben, das „die rechtlichen Grundlagen für den Bau der Nabucco-Gasleitung schafft“, so die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Wenn man der jubelnden deutschen Presse glauben darf, so handelt es sich dabei um ein Ereignis, das die Wichtigkeit eines nationalen Feiertages – der Befreiung von der „russischen Gasknechtschaft (FAZ)“ – hat.

Azneft
Und die Russen stehen doof da und verstehen die Europäer kaum. Die prowestliche russische Presse schweigt verstimmt und nur wenige Stimmen versuchen, der russischen Öffentlichkeit den europäischen Fall zu erklären. Maria Belowa, aus dem Institut für Energie und Finanzen konnte beim Interview für den Radiosender Echo Moskaus selbst nur Fragen stellen:
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Gespannte Beziehungen zwischen Moskau und Minsk – Juni 2009

In den Beziehungen zwischen Russland und Weißrussland ist es in den vergangen Wochen ziemlich laut geworden. Erst hatte der russische Finanzminister Kudrin die Zahlungsfähigkeit des weißrussischen Staates öffentlich infrage gestellt und die Überweisung der letzten Tranche des zugesicherten russischen Kredites in Höhe von $500 Mio. blockiert. Dafür wurde er von dem weißrussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko mit einem „durchgeknallten Agenten des Westens“ verglichen. Kurze Zeit später eröffnete Russland den „Milchkrieg“ und setzte seine berüchtigte Waffe ein, den Obersten Facharzt für Hygiene Gennadiy Onischenko. Dieser hat die Einfuhr von weißrussischer Milch nach Russland verboten, weil sie dem russischen Standard nicht entspricht. Laut Medienberichten handelt es sich dabei um eine Milchmenge im Wert von 1 Milliarde US-Dollar. Sichtlich verärgert sagte der weißrussische Präsident deswegen seine Teilnahme an dem Treffen der Staatsoberhäupter der ODKB-Staaten in Moskau ab, wo es zu einer Unterzeichnung des bedeutenden Vertrages zur Aufstellung einer gemeinsamen Schnellen Eingreiftruppe kam. Lukaschenko bezeichnete aber die in Moskau unterschriebenen Verträge als ungültig. Am nächsten Tag zitierten die russischen Zeitungen die Drohung einer anonymen Quelle aus dem Kreml, dass Alexander Lukaschenko wohl keine Lust mehr habe, weißrussischer Präsident zu sein. Und aus Minsk hörte man das Räsonieren des „Väterchens“, dass es der Kreml in Weißrussland schlimmer als in Tschetschenien kriegen könnte. Daraufhin drohte man mit dem Einsatz schwerer Waffen in der Art von Gazprom. Das Unternehmen stellte plötzlich weißrussische Schulden fürs Gas fest und signalisierte einen möglichen „Gaskrieg“. Der russische Ministerpräsident Wladimir Putin musste nun beruhigende Worte finden, um die Eskalation des Konfliktes zu beenden:

KuzmaVodkin

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  • Keine
  • peacock: Der Film ist ist wenigstens nicht so blöde wie Rammbock 1,2,3,4, viele. Wer genaue Geschichtsdarstellung sucht, ist bei einem Spielfilm immer falsch.
  • gregorhecker: Es gibt eine Behauptung, dass das Bild nicht 1942, sondern etwa 1939 während einer Übung gemacht wurde. Das wird in der russischen Wikipedia erwähn
  • Horst Heuer: Wie ist die Behauptung gemeint,das es sich bei dem Bild " Kombat " von Max Alpers um eine Fälschung handeln kann? Ich habe Erkenntnisse, das es sich

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