über die Grenze

Nabucco tut Russland gut

Posted on: Juli 15, 2009

Herzlichen Glückwunsch – Nabucco! Nach sieben Jahren seit der Gründung des Konsortiums ist es jetzt gelungen ein Regierungsabkommen zu unterschreiben, das „die rechtlichen Grundlagen für den Bau der Nabucco-Gasleitung schafft“, so die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Wenn man der jubelnden deutschen Presse glauben darf, so handelt es sich dabei um ein Ereignis, das die Wichtigkeit eines nationalen Feiertages – der Befreiung von der „russischen Gasknechtschaft (FAZ)“ – hat.

Azneft
Und die Russen stehen doof da und verstehen die Europäer kaum. Die prowestliche russische Presse schweigt verstimmt und nur wenige Stimmen versuchen, der russischen Öffentlichkeit den europäischen Fall zu erklären. Maria Belowa, aus dem Institut für Energie und Finanzen konnte beim Interview für den Radiosender Echo Moskaus selbst nur Fragen stellen:
„In diesen sieben Jahren wurde kein einziger Nabucco-Vertrag unterschrieben. Man hat also de facto, oder de jure, wie Sie es wollen, keine Verbraucher. Wenn das Prinzip propagiert wird – „Europa ist groß, wir alle brauchen Gas und es ist wünschenswert, dass es kein russisches Gas ist “ – so sollte man sich die Fragen stellen, warum bis jetzt kein einziger Vertrag mit der Verbraucherseite unterschrieben wurde. Und man muss noch dazu sagen, dass Nabucco nicht nur ein Abnehmer- bzw. Verbraucherproblem hat, sondern auch Problem mit Ressourcen.“

Diese Frage wird auch von dem politischer Kommentator der Zeitung „Moskowskij Komsomoletz“, Alexander Budberg gestellt.

„Wer liefert Gas? Vielleicht die Türken, oder vielleicht Bulgarien, Rumänien etwa, oder die Ungarn? Wo sind da die Gasvorkommen ? … Turkmenien hat wirklich viel Gas, aber es hat noch kein Gasliefervertrag mit Nabucco unterschrieben, und die Gasmengen, die man schon jetzt hat, will Turkmenien China anbieten.“

Alexander Budberg stellt die provokante Frage:

„Wenn die Europäer meinen, dass sie diese Staaten (mit Gasvorkommen) erpressen können? Das ist dann etwas anderes.“

Damit hat Nabucco den Anschein eines geopolitischen Abenteuers. Doch solche Abenteuer müssen auch bezahlt werden können. Diese Frage ist aber auch noch offen, wie der leitende wissenschaftliche Mitarbeiter des Institutes für Weltwirtschaft und internationale Beziehungen, Iwan Danilin, für die Nachrichtenagentur Regnum schreibt:

„Wenn Regierungsabkommen vor den Verhandlungen zwischen den Unternehmern und Banken geschlossen werden, so ist es ein Hinweis darauf, wie realistisch dieses Vorhaben ist. Nabucco hat einen Haufen politischer Vereinbarungen, denen aber nicht die gleiche Anzahl von Vereinbarungen zwischen den Investmentbanken und Großunternehmern entspricht.“

Iwan Danilin macht die Empfehlung, den Fall Nabucco mit Humor und Pragmatismus zu betrachten. Pragmatisch, weil auch wenn Nabucco irgendwann mehr als ein Traum sein wird, sich an der europäischen Nutzung von russischem Gas nichts ändern wird. Aber auch mit Humor. Wenn schon der deutsche Gasverbraucher von den Medien in die „russische Gasknechtschaft“ erst geschickt wurde, so soll er auch mit Hilfe von Nabucco aus ihr befreit werden. Wie einst die russische Zarin soll der deutsche Gasverbraucher auf die Potemkinsche Pipeline mit Stolz blicken. Wenn der Glaube an Nabucco frei macht, warum auch nicht?

Ende

Bild: I.Niwinskij, Azneft 1930

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  • Keine
  • peacock: Der Film ist ist wenigstens nicht so blöde wie Rammbock 1,2,3,4, viele. Wer genaue Geschichtsdarstellung sucht, ist bei einem Spielfilm immer falsch.
  • gregorhecker: Es gibt eine Behauptung, dass das Bild nicht 1942, sondern etwa 1939 während einer Übung gemacht wurde. Das wird in der russischen Wikipedia erwähn
  • Horst Heuer: Wie ist die Behauptung gemeint,das es sich bei dem Bild " Kombat " von Max Alpers um eine Fälschung handeln kann? Ich habe Erkenntnisse, das es sich

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