über die Grenze

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Die deutsche Popkultur hat das Thema des Afghanistan-Krieges noch nicht entdeckt. Würde man sich diesem Thema irgendwann widmen, so wäre ein Kinofilm das passende Mittel, mit dem man die Masse des Volkes erreichen könnte. Und wenn in der kommenden Zeit ein solcher Versuch unternommen wird, dann werden die Produzenten eines solchen Afghanistan-Films vor einer großen Herausforderung stehen. Der Geschmack der Popkultur und der afghanische Krieg befinden sich in zwei verschiedenen Welten. Die Thematisierung des Afghanistan-Krieges wird immer mit einer Verlockung zur Verdrehung des Realen zu tun haben.

Ein gutes Beispiel, wie für die moderne Massenkultur die Geschichte des Afghanistan-Krieges verdreht wird, bietet der russische Film „Die neunte Kompanie“. Der „beste“ russische Film des Jahres 2005 war ein lang ersehntes, großes Kinoereignis. Im Vergleich zu der amerikanischen Massenkultur, die eine große Zahl von Filmen über ihren Vietnam-Krieg produziert hat, gibt es über den letzten Krieg der Sowjetunion nur eine Handvoll Filme. Zum einen lag es daran, dass durch den wirtschaftlichen Zusammenbruch kein Geld für einen großen Film aufgetrieben werden konnte. Zum anderen hatte man den Tschetschenien-Krieg – „ein kleines Afghanistan“ – über die Bildschirme real laufen. Erst mit der nationalen Konsolidierung und vollen Kassen der Putinszeit fühlte man sich stark genug, das heikle Thema anzupacken.

Es sollte ein Bondartschuk-Film werden. Der Name Bondartschuk symbolisierte bis jetzt die große Leistung des sowjetischen Films. Sergej Bondartschuk verfilmte den wirklich teuersten „Krieg und Frieden“ aller Zeiten , einen Film über den Großen Vaterländischen Krieg „Sie kämpften für das Vaterland“ und spielte eine bemerkenswerte Rolle in dem Film „Menschenschicksal“. Nun war der Sohn des Meisters, Fedor Bondartschuk, vorgesehen, das Werk des Vaters fortzusetzen. Er durfte einen teuren, patriotischen Film des neuen Russlands über den Afghanistan-Krieg machen.

Freunde
Der Film „Die Neuente Kompanie“ erzählt die Geschichte einer Gruppe von jungen Männern aus dem sibirischen Krasnojarsk. Sie werden in die Armee eingezogen und müssen nach Afghanistan. Die offizielle Devise heißt – „die Völker im Bruderland Afghanistan gegen die internationale Aggression zu unterstützen“. Es ist das letzte Jahr eines Krieges, der in der Sowjetunion nicht als „Krieg“ bezeichnet werden durfte. Die Männer müssen vor dem Kriegseinsatz eine harte Ausbildung durchstehen. Der junge Soldat ist „Scheiße“, der Oberfähnrich ist „Gott“. Die Leiden der Ausbildung müssen ertragen werden, wenn man nicht als Leiche aus Afghanistan zurück kommen will, lautet das Ausbildungsprinzip. Als bei einer Übung der Soldat Worobej sich im Schützengraben in die Hosen macht, während ein Panzer über ihn rollt, verbietet der Ausbilder jeglichen Spott der Soldaten über diesen Kamerad, denn der Soldat Worobej „ hat seinen Auftrag erledigt und das ist es, was zählt“. Den Rest des Beitrags lesen »

Moskau (Reuters) – Ein kurzer Thriller über ein obskures politisches System mit korrupten Politikern und Polizisten sowie käuflichen Medien sorgt dieser Tage im Kreml für Aufregung.

Denn kein Geringerer als der einflussreiche Präsidenten-Berater Wladislaw Surkow soll den im Juli erschienenen Kurzroman „Nahe Null“ unter einem Pseudonym verfasst haben. Ein Informant im Magazin „Russischer Pionier“, die das Werk veröffentlichte, bestätigte, bestätigte die Autorenschaft Surkows. „Er hat es definitiv nicht geschrieben“, kam prompt das Dementi aus dem Präsidialamt, wo der in der Öffentlichkeit nur selten auftretende Vize-Stabschef seit zehn Jahren im Zentrum der Macht sitzt. Quelle

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Mit dem Namen von Wladislaw Surkow verbinden sich viele negative Tendenzen in der Entwicklung der Demokratie in Russland in den vergangenen Jahren: die Abschaffung der Pressefreiheit, die Liquidierung von Konkurrenz im politischen System und, letztendlich, der zielgerichtete Aufbau von Hindernissen für die Entwicklung der Zivilgesellschaft. (Heinrich Böll Stiftung)

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– Hallo Naum, Hast Du Ammoniumnitrat? Hast Du Zünder? – Die Tür öffnete sich und eine junge schlanke dunkeläugige und dunkelhäutige Frau in schwarz-grünem Pullover und schwarz-grünen Jeans mit einem eleganten, durch goldene arabische Schnörkel verzierten Gürtel der Schachiden, betrat das Zimmer. Den Rest des Beitrags lesen »

Das Gespräch mir Kadyrow gibt die Möglichkeit, seine Sicht auf die Lage in Tschetschenien, dem Kaukasus und in Russland zu erfahren. Das Gespräch kam durch das Treffen von Kadyrow mit dem russischen Schriftsteller Alexander Prochanow zustande und wurde im Radiosender Rusnovosti ausgestrahlt. Das Gespräch ist in dieser Übersetzung gekürzt. September, 2009.

Prochanov: Ramzan, wie erklären Sie die jetzige Verschärfung der Lage im Kaukasus? Nach einer langen Ruhezeit kocht und raucht wieder alles. Ein neuer Krieg beinahe. Was ist der Grund für diese Verschärfung?

Russia Ruling Chechnya

Kadyrow: Es gibt keine Verschärfung der Lage in Inguschetien und in Dagestan. Die Arbeit der Sicherheitskräfte davor war ungenügend. Banditen wurden in Ruhe gelassen. Sie sind nun stärker geworden und bekommen wieder Geld aus dem Ausland. Sie nutzen auch die Krise. Es gibt zum Beispiel zwischen Inguschetien und Tschetschenien Dörfer, die weder zu Inguschetien noch zu Tschetschenien gehören. Ich habe gesagt: „ Es gibt dort Banditen. Da ist das Nest. Aber man hat auf mich eine lange Zeit nicht gehört. Ich konnte jetzt mit dem Präsidenten von Inguschetien eine Einigung erzielen. Wir gingen in diese Dörfer und haben damit begonnen, die Banditen zu erledigen. Sie haben keine Vorräte und keine Munition mehr. Ein junger Mann kam gestern von der anderen Seite und erzählte, dass man dort kurz vor der Auflösung stehe. Ihre Feldkommandeuere behaupten, dass es bei Kadyrow keine Gnade mehr gibt, keine Amnestie, dass er sie alle bis zum letzten Mann liquidieren will.

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In diesen Tagen spricht man in Russland über eine Schaschlik-Bude, die sich im Mittelpunkt einer Vergangenheitsbewältigungdebatte befindet. Physisch gesehen befindet sich die Bude direkt gegenüber dem Hotel „Sowjetischer“. Und wie die Toponomie nun mal im Volk praktiziert wird, nannte man die Bude in den alten Zeiten „Anti-Sowjetische“, entsprechend der griechischen Bedeutung des Wortes „Anti“ als „Gegen“. Man gönnte sich also unter der Herrschaft der Sowjets den „antisowjetischen“ Schaschlik.

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Dorenko, oft als „Bulldogge des Kremls“ bezeichnet und von Luschkow mit dem Spitznamen „Satan“ versehen, versteht es meisterlich Stimmungen aufzuspüren. (Die Welt . 21.Dezember 1999)

Im modernen Sprachgebrauch ist Oligarchie jede politische Form, in der auch bei formeller Gleichberechtigung der Staatsbürger die tatsächliche Herrschaft in der Hand kleiner Führungsgruppen, Funktionärsstäbe oder Oberschichten liegt. ( Der Große Brockhaus)

Gehen wir mal davon aus, dass es in Russland keine Pressefreiheit gibt und die Medien unter Kontrolle stehen. Das würde bedeuten, dass es nur die gewünschte, gewollte Meinung und keine abweichende Meinung geben darf. Deswegen hört sich das, was der Chefredakteure des populären Radiosenders Rusnovosti (etwa vergleichbar mit dem Deutschlandfunk), Sergej Dorenko, am 7.September 2009 während seines Programms „Aufstehen!“ den russischen Zuhörern gesagt hat, ziemlich seltsam an.

Den äußeren Grund für den Wutausbruch des Chefredakteurs gab das Interview des russischen Oligarchen Wladimir Potatin. Dieses Interview wurde am 07.September in der Zeitung Vedomosti gedruckt.

Mit der brüllenden Stimme eines afrikanischen Löwen empfahl Dorenko den russischen Superreichen, den sogenannten Oligarchen, den „Strick einzuseifen und sich auf dem Klo zu erhängen“. Da der Radiosender nicht unbedeutend ist und eigentlich die offizielle Sicht des russischen Staates deutet und vermittelt, ist es nicht uninteressant zu lesen, was Dorenko sagte, um anschließend zu fragen, ob es bald eine Säuberungswelle gegen die russischen Superreichen geben könnte. Seine Rede ist an einigen Stellen etwas vulgär, was aber viel mehr den Ausfall aus dem Korrekten unterstreicht. Ein Donnerschlag im friedlichen Äther des Landes, in Deutschland unmöglich und nicht nach gesittetem Geschmack.

Doch ob es einfach ein Ausdruck der  Geschmacklosigkeit, oder eine Kocharbeit an der russischen Volksstimmung ist, das wird uns die Zeit zeigen.

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Junus-Bek Jewkurow ist wieder fit. Es ist sein erstes Interview nach dem Krankenhausaufenthalt infolge des Anschlages auf ihn. Das Interview wurde von Sergej Dorenko, dem Chefredakteur des Radiosenders Rusnovosti, gemacht. Jewkurovs Sicht auf die heutige Situation im Kaukasus ist die eines Menschen, der im inneren Kreise des Prozesses steht. Dieses Interview ist kein sauber gemachtes PR-Stück des Präsidenten von Inguschetien, sondern ein offenes Gespräch. Wer sich für die Lage im Nordkaukasus ernsthaft interessiert, wird durch die Aussagen von Jewkurow viel erfahren und verstehen. In dieser Übersetzung ist das Interview gekürzt. Man findet das Original auf der Internetseite http://www.rusnovosti.ru .

Darüber, wie es Jewkurow nach dem Anschlag geht und ob die Köpfe rollen werden.

Dorenko: Ich schlage Ihnen ein Spiel vor. Nehmen wir an, ich bin Ihr Stabschef. Wir gehen jetzt nach Inguschetien zurück. Wie sehen unsere nächsten Schritte aus? Müssen die Köpfe rollen?

Jewkurow: Also die Köpfe. Als erstes: Denjenigen, die es verdient haben, hat man innerhalb von 3-4 Wochen nach dem Anschlag die Köpfe abgerissen. Die Auftraggeber, die Anführer sind schwer zu fassen. Aber wir kriegen sie noch. Da wird es keine Verjährung geben. Und die Bande, die es gemacht hat, wurde bereits liquidiert.
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Als vor zehn Jahren, im August 1999, Boris Jelzin einen neuen Ministerpräsidenten vorgestellt hat, dachte wahrscheinlich der Großteil des russischen Volkes, dass der „Alte“ wieder einen seiner Anfälle geistiger Schwäche hatte. Monate später sah man es schon anders. Russland entdeckte einen neuen nationalen Helden – Wladimir Putin.  

Putin ist eine mythische Figur. Ein Fall, bei dem es eine saubere Trennung zwischen dem realen Politiker und seinem medialen Bild gibt.

In Deutschland verdeutlicht die Bejahung durch Gerhard Schröder der Frage, ob Putin ein lupenreiner Demokrat sei, am besten diese Trennung zwischen Fiktion und Wirklichkeit. Schröders Wissen über die realen russischen Verhältnisse wird in der medialen Präsentation transformiert, so dass die Aussage „lupenreiner Demokrat“ einen sarkastisch-spottenden Ton hat. Denn in der medialen Präsentation Deutschlands ist Putin ein autoritärer Herrscher, gar ein Diktator.

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Dunkle Nacht in einer Stadt im Süden. Ein bürgerliches Pärchen begegnet in einer dunklen Sackgasse einer Gruppe von bewaffneten Straßengangstern. Die beiden sind folgsam. Erst wird der Hut des Herren, dann die Tasche der Dame den Räubern übergeben. Mit Spot fordert einer von den Banditen die beiden auf, sich auszuziehen. Der Mann mit dem friedlichen Äußeren eines Kulturbeamten, öffnet sein Jackett und gibt der Begleiterin ein Zeichen. Blitzschnell ziehen sie ihre Pistolen. Die Gangster werden erschossen, bevor sie überhaupt reagieren können und das Pärchen verschwindet in der Dunkelheit der Nacht.

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Bild1 : Szene aus dem Film. Lockvogel des Nachrichtendienstes der Roten Armee im Einsatz

So könnte in Odessa die letzte Schlacht von Marschall Schukow ausgesehen haben, wenn man den Machern der TV-Serie „Liquidation“ glauben will. Es geht um die „Operation Maskerade“. Als Zivilisten verkleidete Agenten des sowjetischen Armeenachrichtendienstes agieren als Lockvogel und führen den Auftrag Schukows – alle Banditen der Stadt zu liquidieren – aus. Die Operation soll wirklich im Sommer des Jahres 1946 in Odessa stattgefunden haben.

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Die Reaktionen auf die Nachricht über die Ermordung der tschetschenischen Menschenrechtlerin hören sich wie ein Echo des kommenden Krieges im Kaukasus an. Die Propagandaschlacht ist im vollen Gange, sogar weltweit. Doch entsprechend den Regeln des modernen asymmetrischen Konfliktes bleiben die wahren Ziele und die echten Gegner im Dunkeln. Was an die Oberfläche kommt und sich zeigt, erzeugt mehr Fragen und gibt keine Antworten.

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Die Presse des Westens kennt einen Feind – Ramzan Kadyrow. In Zeiten, wenn Ereignisse zu medialen Spektakeln stilisiert werden, ist er die perfekte Figur für eine Darstellung, die man als -die Schöne und das Biest – bezeichnen kann. Eine Vorstellung, in der es eine schöne, mutige Frau gibt, die für die Menschenrechte kämpft und auf der anderen Seite einen bärtigen Barbaren, das Sinnbild der männlichen Gewalt, Herr über die gewaltbringenden Männerbanden, ein orientalischer Fürst mit einer goldenen Pistole. Ein perfekter Gegensatz für primitive und flache Bilder der Massenpropaganda.

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Natalia Estemirowa, Mitarbeiterin der Menschenrechtsorganisation „Memorial“, war am Mittwochmorgen in der tschetschenischen Hauptstadt Grosny entführt worden. Gegen Abend wurde ihre Leiche in der Nachbarrepublik Inguschetien mit tödlichen Schusswunden am Kopf und an der Brust entdeckt.


Es ist kein Zufall, dass Natalia Estemirowa ein Tag vor dem Deutschlandbesuch von Dmitrij Medwedew ermordet wurde. Ziel ist, das Treffen zwischen Medwedew und Merkel in ein negatives Licht zu bringen.

Anbei die Übersetzung des Gespräches mit dem Radiosender Echo Moskaus, das am 19.04.2009 gemacht wurde. Es ist wahrscheinlich das letzte Interview mit Natalia Estemirowa.



Estemirowa: Guten Abend,

Echo Moskaus: Meine erste Frage, da Sie sich in Grozny befinden: Wie wurde das Ende des Antiterrorregimes in Tschetschenien empfunden? Es gab Verlautbarungen, dass es für Tschetschenien ein historischer Tag sei, Verlautbarungen von Offiziellen. Gab es Festlichkeiten, wie war es in Tschetschenien?

Estemirowa: Man hat das Zentrum der Stadt abgesperrt. Es gab wahrscheinlich ein Konzert. Aber es wurde insgesamt von den Menschen nicht als ein Feiertag empfunden. Ich erinnere mich an das Jahr 1995, an den Juni, als die Nachricht vom Ende des Krieges kam. Ich war an dem Tag auf dem Markt und es war eine fantastische Freude da. Und heute, wie es mir scheint, war es kein besonderer Tag.

Echo Moskaus: Es war kein besonderer Tag, weil die Mehrheit der Einwohner Tschetscheniens nicht daran glaubt, dass mit dem Ende des Antiterrorregimes sich etwas ändern wird? Oder haben die Menschen das Gefühl, dass dieses Regime, schon lange davor, de facto, aufgehoben wurde?

Estemerowa: Für viele ist das wirklich der Fall. Denn immer wieder wundern sich die Journalisten, die zu uns kommen – wie oft man die Antiterroroperation, ihre erste Stufe, dann die zweite, die dritte und so weiter schon beendet hat . Viele wussten nicht und die Bevölkerung wusste auch nicht, dass das Antiterrorregime faktisch noch in Kraft ist.

Echo Moskaus: Wir wollen jetzt versuchen, etwas in die Zukunft zu schauen, darüber zu sprechen, welche Bedeutung dieses Ereignis für die Tschetschenische Republik hat. Natalia, Sie befinden sich in Groznyi und sind in der Lage, Entwicklungen zu beobachten, die in Tschetschenien stattfinden. Was meinen Sie, was wird sich damit positiv ändern? Wie wird sich Tschetschenien entwickeln? Ist es wirklich war, wie manche Journalisten behaupten, dass Tschetschenien sich von Russland entfernt? Den Rest des Beitrags lesen »



  • Keine
  • peacock: Der Film ist ist wenigstens nicht so blöde wie Rammbock 1,2,3,4, viele. Wer genaue Geschichtsdarstellung sucht, ist bei einem Spielfilm immer falsch.
  • gregorhecker: Es gibt eine Behauptung, dass das Bild nicht 1942, sondern etwa 1939 während einer Übung gemacht wurde. Das wird in der russischen Wikipedia erwähn
  • Horst Heuer: Wie ist die Behauptung gemeint,das es sich bei dem Bild " Kombat " von Max Alpers um eine Fälschung handeln kann? Ich habe Erkenntnisse, das es sich

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