über die Grenze

Die letzte Schlacht von Marschall Schukow – TV-Serie „Liquidation“

Posted on: Juli 26, 2009

Dunkle Nacht in einer Stadt im Süden. Ein bürgerliches Pärchen begegnet in einer dunklen Sackgasse einer Gruppe von bewaffneten Straßengangstern. Die beiden sind folgsam. Erst wird der Hut des Herren, dann die Tasche der Dame den Räubern übergeben. Mit Spot fordert einer von den Banditen die beiden auf, sich auszuziehen. Der Mann mit dem friedlichen Äußeren eines Kulturbeamten, öffnet sein Jackett und gibt der Begleiterin ein Zeichen. Blitzschnell ziehen sie ihre Pistolen. Die Gangster werden erschossen, bevor sie überhaupt reagieren können und das Pärchen verschwindet in der Dunkelheit der Nacht.

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Bild1 : Szene aus dem Film. Lockvogel des Nachrichtendienstes der Roten Armee im Einsatz

So könnte in Odessa die letzte Schlacht von Marschall Schukow ausgesehen haben, wenn man den Machern der TV-Serie „Liquidation“ glauben will. Es geht um die „Operation Maskerade“. Als Zivilisten verkleidete Agenten des sowjetischen Armeenachrichtendienstes agieren als Lockvogel und führen den Auftrag Schukows – alle Banditen der Stadt zu liquidieren – aus. Die Operation soll wirklich im Sommer des Jahres 1946 in Odessa stattgefunden haben.


Die TV-Serie lief im Dezember 2007 im russischen Fernsehen. Sie hat 14 Folgen je 45 Minuten Laufzeit.

Man kann sagen, dass es den Filmemachern gelungen ist, einen spannenden Straßenfeger zu präsentieren, der seinen ebenbürtigen Platz in der Reihe großer sowjetischer TV-Klassiker einnehmen darf. Wie jedes gelungene Produkt der Massenkultur bildet diese Serie einen feinen Knoten, wo Mythen, Vorstellungen und Ideologemen der heutigen russischen Gesellschaft gebunden ihren Ausdruck finden.

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„Liquidation“ beginnt mit dem Auftritt zweier Hauptfiguren. Zuerst nimmt der Abteilungsleiter für Bandenbekämpfung der Kriminalpolizei von Odessa, David Markowitsch Gotsman, alleine eine ganze bewaffnete Bande fest, indem er die Gangster mit List überrumpelt. Dann kommt Marschall Schukow in die Stadt. Den „Marschall des Sieges“, wie er im Volk damals genannt wurde, traf Stalins Misstrauen. Er wird nach Odessa verbannt, wo er als Kommandeur des Odessa-Militärbezirks verweilen darf. Das Gespräch zweier Parteifunktionäre von Odessa verdeutlicht die heikle Situation. Der eine ist über die möglichen schlechten Konsequenzen des viel zu feierlichen Empfanges für den verbannten Marschall besorgt, der andere hält dagegen und erklärt den größeren Zusammenhang, warnt vor allzu schnellen Entscheidungen. Denn es könnte bald zu einem Krieg mit den Amerikanern kommen, dann würde Schukow natürlich wieder oben auf dem Pferd sein. Ohne Schukow wird es ja nicht gehen können, das ist den beiden Parteifunktionären klar. Doch die feierliche Ankunft des Marschalls wird zu einem Skandal. Banditen sprengen vor den Toren der Stadt die Eisenbahnlinie, vermutlich um Kabelleitungen zu entwenden. Der wütende Schukow muss seinen Weg in die Stadt mit einem Auto fortsetzen und macht bei seiner Ankunft alle Verantwortlichen zur Sau. Schukows Konflikt mit Odessa bildet die Achse der Erzählstruktur dieser Serie. Der Marschall, obwohl in der Verbannung, ist immer noch eine Machtfigur. Er verhält sich wie ein Militärdiktator, verträgt keine Widersprüche. Offiziere, die ihren Pflichten nicht nachgekommen sind, werden auf der Stelle verhaftet. Man spürt seine brutale Kraft und Wut.

Auf der anderen Seite gibt es David Gotsman. Er ist der jüdische Sohn seiner Stadt. Jeder kennt ihn. Auf dem Weg zur Arbeit wird er von den Menschen respektvoll als „Dawid Markowitsch“ gegrüßt. Er kümmert sich um seine Nächsten. Seinem Nachbar Zachar erzählt er z.B. von einem nächtlichen Überfall auf eine Frau, der eine Uhr, ein Geschenk des im Krieg gefallenen Ehemannes, genommen wurde. Er nennt den Namen und die Adresse der Frau und geht einfach weiter. Man sieht wie Zachar humpelnd mit Geschrei in sein Haus läuft und sein Sohn, wohl der nächtliche Räuber, vor dem väterlichen Zorn zu fliehen versucht. Man regelt es lieber, wenn man es kann. Das gehört zu der Kultur dieser Stadt und Gotsman ist ihre Legende. „Stimmt es, dass dich die Kugel nicht trifft?“ – wird er von einem obdachlosen Jungen gefragt. „Ich kann schneller laufen“ – antwortet er lässig.

vlcsnap-33818Bild 2. Marschall Schukow kommt nach Odessa
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Odessa ist eine mythische Stadt. Isaak Babel hat sie mit seinem Werk „Geschichten aus Odessa“, die Stimmung dieser Stadt, das bunte Leben ihrer Völker, verewigt. Sie ist auch die Stadt des Films. Der russisch-sowjetische Film machte hier seine wichtigsten Schritte. Wer kennt nicht die Kultszene aus dem Film „Panzerkreuzer Potemkin“, wo die Kosaken auf der Potemkinschen Treppe auf das Volk schießen und ein Kinderwagen die Treppe herunter rollt?

Odessa ist anders. Anders als Moskau. Wer Gotsman sieht, erkennt sofort die Kultfigur des russisch-sowjetischen Films – Gleb Scheglov, den Abteilungsleiter der Bandenbekämpfung der Moskauer Kriminalpolizei aus dem Film „Den Treffpunkt wird man nicht ändern“, der durch den brillanten Wladimir Wysotzkij, dem absoluten Megastar der sowjetischen Massenkultur gespielt wurde. Doch ist die „Liquidation“ kein simples Remake mit Odessa-Kulisse , sondern eine sichere und selbstbewusste Stellungnahme zu den Positionen des Klassikers. Eine Replik durch die Zeit und Epochen.

MestoBild 3: Die sowjetische Kultserie „Den Treffpunkt wird man nicht ändern“ über die Bandenbekämpfung in Moskau nach dem Krieg

Es geht um eine andere Sicht auf die Dinge des Lebens als man sie in Moskau hat. Der Abteilungsleiter für Bandenbekämpfung in Moskau, Gleb Scheglow, ist eine Figur der totalitären Zeit, die nur die Pflicht kennt, erbarmungslos gegen die Kriminellen zu sein. Dagegen kennt Gotsman noch die Kunst des Kompromisses. Er will keine stählerne, sondern eine gerechte Ordnung für seine Heimatstadt. In Zeiten des Krieges wurde die Stadt von allen verteidigt. Hier haben die Kommunisten, Polizisten und Gangster zusammen gegen die Besatzer gekämpft. Das Gefühl des Gemeinsamen ist noch da.

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„Liquidation“ vereint in sich zusammen mehrere Genres. Der Film hat viele Aktionsszenen. Dafür sorgt einer der Bösewichte, ein Gangster unter dem Decknamen „Tschekan“. Es ist auch ein klassischer Agentenfilm. Der Lieblingsfilm von Wladimir Putin „Die Heldentat eines Kundschafters“ wird hier direkt zitiert. Doch im Gegensatz zu der Tradition der sowjetischen Spionageklassik, wo ein russischer Kundschafter sich unter den Deutschen wie ein Fisch im Wasser fühlt, hat man nun mit einem schwer fassbaren deutschen Agenten zu tun, der unter den Russen sein Unwesen treibt. „Liquidation“ ist aber auch ein spannender Krimi, mit Einblick in die kriminelle Unterwelt, die Welt der Verbrechen und auf die Fahndungstätigkeit. Außerdem gibt es in der Serie oft Augenblicke, dass man zum Lachen gebracht, oder tief gerührt wird. Fast jede Folge enthält musikalische Einlagen. Einige davon werden als Videoclips gezeigt. Keine der insgesamt vierzehn Folgen ist langweilig, denn im Mittelpunkt stehen Schukows Kampf gegen die Banden von Odessa und die spannende Suche nach dem deutschen Diversantennetz unter der Leitung des Agenten mit dem Decknamen „Akademiker“.

vlcsnap-384660Bild 4. Zusammen mit der Spionageabwehr ist Gotsman auf der Suche nach dem „Akademiker“, dessen Identität unbekannt ist.

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In der ersten Folge der Serie findet die Fahndungsgruppe von Gotsman zufällig ein Geheimlager mit gestohlenen Uniformen der Roten Armee. Es wird bald deutlich, dass es sich dabei nicht um das Versteck von gewöhnlichen Gangstern, sondern um Diversanten handelt, die in einem Netzwerk agieren, das von den Deutschen während der Besatzung geschaffen wurde . Der wichtigste Kämpfer dieser Gruppe ist Tschekan. Er ist ein Gangster, der während des Krieges von den Rumänen festgenommen und an die Deutschen übergeben wurde. Nach dem er sich zur Mitarbeit bereit zeigt, wird er in einer Sabotageschule des deutschen Nachrichtendienstes Abwehr ausgebildet.

vlcsnap-35676Bild 5. Tschekans Fahndungsphoto

Tschekan ist ein anarchischer Typ, ein brutaler Banken- und Kassenräuber. Einer von den festgenommenen deutschen Agenten gesteht, dass Tschekan nicht zuverlässig sei. Würde man ihn hinter den feindlichen Linie absetzen, so würde er Banken ausrauben anstatt den Auftrag auszuführen, was er auch tatsächlich macht. Dem Anführer der Diversanten, dem „Akademiker“, muss er dennoch gehorchen, weil dieser seine Geliebte Ida als Geisel hält. Nach dem der beste Freund von Gotsman umgebracht wird, stellt Gotsman den Autoritäten der kriminellen Unterwelt ein Ultimatum – sie müssen den Tschekan ausliefern. Doch der entgeht der gestellten Falle und tötet alle Angreifer. Tschekan ist überhaupt für alle seine Jägern unfassbar, obwohl es von denen ihm Film keinen Mangel gibt. Er wird von den Gangstern, der Kriminalpolizei, der Spionageabwehr und dem Armeenachrichtendienst unterbrochen gejagt. Die „Liquidation“ ist ein Tummelplatz aller sowjetischen Geheimdiensten. Sie verfolgen alle ihre eigenen Ziele und Zwecke.

vlcsnap-117726Bild 6. Der Gangster und Diversant Tschekan tritt als Major der Roten Armee auf.

Doch die treibende Kraft von allem ist Marschall Schukow, ein strategischer Denker. Schukow will den Blitzkrieg mit einem Enthauptungsschlag wie an der Front. Die Forderung stellt er während einer Sitzung, bei der alle Vertreter der Sicherheitsorgane der Stadt anwesend sind. Er will die Verhaftung und die Liquidation aller Bosse. Als Gotsman danach gefragt wird, antwortet er herzlich offen, dass die Deutschen das auch versucht hätten und dass das Ganze Nichts bringt, sondern den Widerstand noch mehr verschärft. Als Schukow diesen Einwand hört, sieht man sein von Zorn verzehrtes Gesicht. Er fragt Gotsman – „Du vergleichst mich mit den Deutschen?“ Gotsman wird aus der Sitzung raus geworfen. Auf dem Weg nach Hause verhaftet ihn der Inlandsgeheimdienst MGB. Im Gefängnis wird Gotsman geschlagen. Das MGB Offizier fordert ihn auf, die Verschwörung zu gestehen. Der Film zeigt uns, wie das MGB Feinde des Volkes erfindet, statt nach den realen Feinden zu suchen. Im Gegensatz zu den Spionenjägern, Kriminalpolizisten und gar den Gangstern sind MGBisten die unsympathischen Typen des Films. Als Schukow am nächsten Tag den unbesetzten Stuhl von Gotsman sieht, ordnet er sofort die Freilassung an. Der Marschall ist nicht dumm, um nicht zu begreifen, dass nicht die Tschekisten, sondern Gotsman reale Resultate liefern kann.

Diese Darstellung des Konfliktes zwischen Schukow und Gotsman dient einer brisanten Fragestellung. Der Film berührt das Sensible, Fragen, die die heutige russische Gesellschaft schwer beschäftigen – darf man Hitler und Stalin gleichsetzten? Haben die Russen genauso gehandelt wie die Deutschen?

Schukow ignoriert die Meinung von Gotsman und versucht mit List sein Ziel umzusetzen. Ein Gott wird nach Odessa geladen – Leonid Utesow, ein Sänger mit Stadtwurzeln. Er soll ein Konzert geben, was selbstverständlich zu einem Waffenstillstand führt. Die Unterwelt sitzt zusammen mit der Kriminalpolizei beim Konzert. Wenn Utesow über das Schicksal von Odessa singt, sind alle gleich.

vlcsnap-143415Bild 7. Alle zusammen beim Konzert von Utesov

http://www.youtube.com/watch?v=jMtmZVQnRS8&feature=PlayList&p=B6A89D8CC5F3FE3E&playnext=1&playnext_from=PL&index=66 (Szene aus dem Konzert)

Dann wird der Frieden gebrochen, das Konzerthaus von Militärs umstellt. Alle gekrönten Diebe, Bosse der Unterwelt, werden festgenommen und mit einem LKW abtransportiert. Leonid Utesow, missbraucht durch Schukow, verlässt die Stadt. Vor dem Bahnhofsgebäude bleibt er stehen, dreht sich um, macht eine Verbeugung und sagt: „Odessa, vergib mir, ich wusste es nicht!“

Und so kommt es zu einer der bemerkenswerten Szenen dieses Filmes. Schukow wird berichtet, dass die Bosse verhaftet sind. Er legt eine Platte mit russischer Volksmusik an, schenkt sich ein Glas Wodka ein und geht stramm militärisch zu dem Portrait von Stalin, der von der Wand schaut. Er trinkt auf sein wohl und macht eine Tanzdrehung vor den Augen seines Herren. Er geht dann wieder zu Stalin und schaut wieder auf das Bild. Man sieht, wie sich das Gesicht eines treuen Generals durch das Gefühl der Verbitterung über die Ungnade des Führers langsam verändert.

vlcsnap-153585Bild 8. Schukow trinkt auf Stalins wohl.

Die Szene mit der russischen Volksmusik ist eine Anspielung auf die Szene aus dem epochalen Meisterwerk „Die Befreiung“, wo der Marschall über den letzten Angriff auf Berlin nachdenken muss und dabei auf einer Ziehharmonika langsam spielt. Dem denkenden Marschall aus der „Befreiung“ steht der überhebliche Sieger der „Liquidation“ gegenüber. Auch dass man nach der eleganten Stimme von Utesov die russischen Bauernlieder von Schukows Platte hören muss, steht für den Konflikt zwischen der städtischen Kultur von Odessa und der russischen Bauernkultur, die von Marschall Schukow verkörpert wird.

Nach der Verhaftung von gekrönten Dieben bricht in Odessa ein krimineller Aufstand aus. Die Stadt versinkt im Chaos. Dem Netzwerk des deutschen Agenten „Akademiker“ gelingt es, die Kriminellen zu lenken. Die Waffenlager der Roten Armee werden geplündert. Schukow begreift, dass er einen strategischen Fehler gemacht hat und sich nun im Krieg gegen die ganze Stadt befindet. Scheinbar akzeptiert er den Vorschlag von Gotsman, alle kriminelle Autoritäten frei zu lassen und von ihnen dafür die Stadtruhe zu verlangen. Er hat aber einen neuen geheimen Plan, den Vorschlag des Leiters der Spionageabwehr. Es ist Operation Maskerade: beste Kämpfer des Armeenachrichtendienstes, Männer und Frauen werden nach Odessa beordert. Ihre Aufgabe: getarnt als betuchte Bürger auf den Straßen von Odessa Banditen zu locken und zu liquidieren.

vlcsnap-93689 Bild 9. Die Kämpfer der Operation Maskerade

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Unterdessen wird Gotsman klar , dass es einen Grund gibt, warum er bei der Suche nach dem „Akademiker“ keinen Erfolg hat. Die Gegenseite ist ihm jedes Mal einen Zug voraus und er versteht, dass der „Akademiker“ sich in seiner Nähe befindet. Er ist ein sogenannter Werwolf in Uniform, wie sie heute in Russland genannt werden. Die Suche nach dem Verräter schafft die klassische Atmosphäre der Paranoia. Hier kann jeder der Feind sein. Jeder steht unter Verdacht. Könnte vielleicht Gotsman selbst der gesuchte deutsche Agent sein? – fragen sich die Kollegen. Man erlebt dabei die reine russische Vorstellung des „asymmetrischen Krieges“, die viel komplexer ist als die westliche Interpretation dieses Begriffes. Bis zum Ende des Films bleibt es im Dunkel, wer der Feind und wer Freund ist. Die Frontlinie hat einen variablen Verlauf. Sie kann plötzlich mitten in der Stadt liegen, was dann auch geschieht. Der „Akademiker“ hatte den Auftrag, mit Hilfe von ukrainischen Separatisten, wenn auch nur für einen Tag, die Kontrolle über die Stadt zu übernehmen und damit zu zeigen, dass Schukow unfähig ist, für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Schukow sollte politisch erledigt werden. Stalin muss das Vertrauen in das Können des Marschalls endgültig verlieren.

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Und die Stadt Odessa wird in diesem Kampf das leidtragende Opfer. Die Prinzipien der Gerechtigkeit, die von der Polizei und der Unterwelt geachtet wurden, gibt es nicht mehr. Als der Sohn von Zachar durch die Schützen der Armee liquidiert wird, begegnet Gotsman dem Vater des Toten bei der Beerdigung und muss sich anhören – „Ja, er war ein Bandit und er hätte vielleicht die Todesstrafe verdient, aber das wäre nach dem Gesetz, so wie es unter den Menschen sein soll, doch nicht so wie man es tat, dass man ihn wie einen Hund erschossen hat.“ Der brutale Umgang mit eigenen Bürgern zerstört die Kultur der Stadt. Das System schafft sich seine Feinde selbst. Zum Ende des Films als der „Akademiker“ enttarnt wird, erklärt er seine Gründe – „Natürlich habe ich die Deutschen gehasst, aber Euch hasse ich noch mehr!“ Der „Akademiker“ ist aus Rache gegen die Sowjetmacht zu einem deutschen Agenten geworden,

Das ist das große Thema dieses Films. Der russische Gesellschaftsdiskurs der Gegenwart wird in der Szenerie von Odessa des Jahres 1946 thematisiert. Es geht nicht um die historische Wahrheit. Nicht darum, wie es damals wirklich war, sondern um die Frage, wie es heute in Russland zugeht. In der Vergangenheit werden Parallelen gesucht, die dem heutigen Lebensgefühl entsprechen könnten. Es gibt natürlich die Empfindung, dass der Zusammenbruch der UdSSR, was die Folgen angeht, mit der Katastrophe des Krieges vergleichbar ist. Auch heute ist es unruhig. Wie damals erlebt man eine kriminelle Explosion und im Süden von Russland findet heute ein echter Banden- und Agentenkrieg statt.

„Liquidation“ gibt dem Zuschauer die Möglichkeit, seine Gegenwart zu erkennen und auch über die Problemlösungen und ihre Folgen nachzudenken. Natürlich träumt man heute von einer schnellen Säuberung. Man wünscht sich, dass alle Banditen mit einem Schlag gefasst und liquidiert werden. Und diese Träume dürfen in dem Film gesehen werden. Doch wer sich die Realisierung dieser Träume wünscht, bekommt durch die Serie auch eine klare Warnung, dass es schlimme Folgen geben könnte. Man kann dabei verlieren. Man verliert die Gerechtigkeit. Man würde nicht mehr menschlich zueinander sein, auch wenn man sich durch das Schicksal auf verschiedenen Wegen – als Polizist oder als ein Gangster – befindet.

vlcsnap-217174Bild 10. Bosse der Unterwelt warten auf ihre Erschießung

Die Serie ist in fast jedem Russenladen in Deutschland als DVD zu kaufen.

Ende

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  • Keine
  • peacock: Der Film ist ist wenigstens nicht so blöde wie Rammbock 1,2,3,4, viele. Wer genaue Geschichtsdarstellung sucht, ist bei einem Spielfilm immer falsch.
  • gregorhecker: Es gibt eine Behauptung, dass das Bild nicht 1942, sondern etwa 1939 während einer Übung gemacht wurde. Das wird in der russischen Wikipedia erwähn
  • Horst Heuer: Wie ist die Behauptung gemeint,das es sich bei dem Bild " Kombat " von Max Alpers um eine Fälschung handeln kann? Ich habe Erkenntnisse, das es sich

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